Ergreifende Vokalmusik auf dem “Weg der Liebe”

Von Bianca Flier

Mi, 05. April 2023

Sulzburg

Spiritualität und Musik sind bei einem Konzert mit dem Vokalensemble Berthilo eine eindrucksvolle Verbindung eingegangen. Dazu trug auch der Konzertort, die Klosterkirche St. Cyriak in Sulzburg, bei.

Das Vokalensemble Berthilo unter der Leitung von Kantorin und Organistin Zsófia Csákány Foto: Bianca Flier

“Der Weg der Liebe” lautete das Motto zu einem Konzert, das am Palmsonntag vom Vokalensemble Berthilo und Kantorin Zsófia Csákány in der ehemaligen Klosterkirche St. Cyriak gegeben wurde. Im Mittelpunkt der Aufführung stand die “Missa Brevis” von Palestrina. Pfarrerin Eva Böhme bereicherte die Musik mit geistlichen Impulsen zum Thema “Glaube und Liebe”.

Zum Auftakt präsentierte Zsófia Csákány an der Orgel eine virtuos gespielte Interpretation von Johann Sebastian Bachs “Fantasie in G” (BWV 572). Mit großem Einfühlungsvermögen lotete sie die hellen und heiteren Klänge sowie die machtvollen und feierlichen Aspekte der Komposition aus.

Giovanni Pierluigis “Missa Brevis” wurde vom Ensemble Berthilo unter der Csákánys Leitung mit akribischer A-cappella-Disziplin und bester Interpretationskunst dargeboten. Schon beim “Kyrie” bestach die perfekte polyphonische Ausgewogenheit, die sich in den weiteren liturgischen Sätzen fortsetzte. Das in vitalen, triumphierenden Klangbildern gesungene “Gloria”, die ergreifende Innigkeit des “Credo” und das feierlich getragene “Sanctus” verrieten nicht nur technisches Können, sondern auch das Vermögen des Ensembles, sich in die spirituelle Schönheit der Komposition hineinzudenken. Voll frommer Hingabe wurden das “Benedictus” und die beiden “Agnus Dei” in Szene gesetzt. Die gesamte Darbietung hatte eine anrührende Wirkung, der man sich nicht entziehen konnte. Dabei nutzte das Ensemble die hervorragende Akustik des erhöhten Chorraums.

Für den Vortrag des “Ave verum” von Alexandre Guilmant wechselte das Ensemble zur Orgelempore. Gesang und Orgelbegleitung verbanden sich bei dieser Interpretation mit sakraler Intensität zu einer ergreifenden Ganzheit. Sorgfältig ausgearbeitet war auch die Gestaltung des A-cappella-Vortrags von Ola Gjeilos zeitgenössischem “Ubi caritas”.

Beim Orgelintermezzo mit Johann Kuhnaus “Biblische Sonate” Nr. 4 demonstrierte Zsófia Csákány noch einmal ihre Interpretationsfähigkeit. Mit opulenten Klangbildern ließ sie vor dem geistigen Auge des Hörers die biblische Geschichte des todkranken Hiskias und seiner wundersamen Gesundung entstehen. Das sich im Werk wiederholende Thema des Karfreitagshymnus “O Haupt voll Blut und Wunden” wurde von ihr in melancholisch-düsteren, tröstlichen, fröhlichen und schließlich triumphierenden Klängen variiert. Für das Konzertfinale positionierte sich das Vokalensemble direkt vor dem Altar, wo es in hingebungsvoller Manier Rihard Dubras” “O Crux ave” erklingen ließ. Beim herzergreifenden Schlusslied “Der Weg der Liebe” von Jerker Leijon bereicherte dann die Schola, die sich bisher im Publikum “versteckt” gehalten hatte, den Gesang.

Zwischen den musikalischen Darbietungen ließ Pfarrerin Eva Böhme die Zuhörer immer wieder mit Impulsen zum Thema “Glaube und Liebe” aufhorchen. Mit teilweise dramatischen Appellen und bewegenden Zitaten sprach sie von Frieden, Verzeihung und Feindesliebe statt Hass und Krieg. Worte, welche die tröstende Kraft Gottes als ein liebender Vater und eine fürsorgliche Mutter beschworen. Es gab lange anhaltenden Applaus, woraufhin das Ensemble Berthilo die Hörer mit dem wunderschönen Gutenachtlied “Du lässt den Tag, o Gott, nun enden” in den Abend entließ.